Posted by: sinappi | 2 November, 2007

Eine Stunde weiter entfernt…

Ich bin ja ein „schöne quotes“-Fan! (Und ich bin schon wieder auf dem „ich-verherrliche-mein-Malaysia“-Trip).

“In this world of change, nothing which comes stays, and nothing which goes is lost.”
(Anne Sophie Swetchine)

Hm, ich glaube, auch wenn es sich in den vorherigen Posts nicht so anhört, mit fast 5 Monaten Verspätung ist auch mein Herz endlich in Deutschland angekommen. Es ist endlich so etwas wie “ein bisschen” Abstand da. Aber ja, jetzt ist auch zu spät…

Gestern habe ich nach Malaysia telefoniert. Es hat sich schon verändert. Es sind 5 Monate. Die Distanz und die Unterschiede im Leben sind wohl zu gross, um die Art von “Verbindung” die man so hatte noch aufrecht zu erhalten. Telefonieren ist auch immer, sich die ganzen Geschichten und neuesten Gerüchte anhören, das gehört zu unserer Insel einfach dazu. Aber jetzt ist wohl zu viel Zeit vergangen. Es interessiert mich nicht mehr wirklich und zu vieles hat sich geändert und ich habe keine Ahnung mehr davon. Und was kann ich erzählen, nicht viel. Und wenn auch wird es so schlecht verstanden. Meine Freunde waren alle noch nie in Europa. Es ist so schwierig ihnen davon zu erzählen, vom Leben hier. Die haben so ein komisches verzerrtes Bild von Europa. Jetzt haben wir auch noch auf Winterzeit umgestellt. Fast schon passend zu meiner Situation… noch eine Stunde mehr auseinander, noch eine Stunde mehr entfernt, noch eine Stunde weiter weg…

Und trotzdem so nah. Die Person am Telefon war unterwegs von Pangkor Laut nach Pangkor Island. Also wurde ich in Gedanken richtig “mitgenommen”. Ich stellte mir den weg vor, wie man weg von den ganzen Gästen läuft. Wie man an der Hauptküche vorbei kommt, wie die auseinander fallenden Autos an einem vorbei fahren voll gepackt mit Leuten. Manchmal durfte ich mit, meistens jedoch nicht weil ich es offiziell nicht durfte. Und dann erreicht man schon bald “loading bay”. Dort hat “ma” ihren kleinen Laden wo die indonesischen Bauarbeiter essen dürfen. Wo es tolle Maggie Mee gibt, wo ich angestarrt werde, wo sie sich immer so freut wenn ich komme, wo ich immer Bananen und anderes Zeugs geschenkt bekomme, wo ich die neuen französischen Praktikanten hingeschleppt habe und die leicht irritiert waren, wo ich mich das erste Mal auch ganz irritiert herangetraut habe. Dann gibt es da noch den Helikopterlandeplatz, ein kleines Häuschen für die Security und eben die Anlegestelle für das Staffboat. Und eigentlich war es mir sogar verboten da alleine hinzugehen, haha. Will man auf´s Boot wird man kontrolliert, als muss man alle seine Taschen durchwühlen lassen, damit sicher ist, dass man nichts gestohlen hat. Regenschirme dürfen auch nicht von der Insel “ausgeführt” werden. Und man muss ein Ticket holen, je nach dem zu welcher Uhrzeit fährt das Boot ein oder zwei Mal und man will natürlich immer den ersten Trip erwischen. Natürlich trifft man am loading bay immer allerhand Leute, solche die man treffen will, und solche die man nicht treffen wollte.

Und schon von weitem hört man das laute Boot kommen. Und das habe ich jetzt auch mal wieder am Telefon gehört, und es war einfach so toll! Fast schon ein Gefühl, als ob man selbst gleich einsteigen wird! Und dann aussteigen, wie das klingt wenn man vom Boot in den Sand (oder bei Pech ins Wasser) springt, wie man am Strand entlang hoch zur Strasse geht. Mein Gesprächspartner blieb am Strand. Und ich hörte auch wie das Boot wieder weg fuhr, und ich erinnerte mich wie es sich anfühlte, wenn es diese Drehung macht, dass ich so überrascht war das erste Mal, da ich dachte wir fahren im Kreis. Und das Geräusch des Meeres…
(Übrigens ist das oben in meinem neuen header das Staff boat!!)

Mein Gesprächspartner konnte meine Freude über all die Geräusche leider nicht wirklich verstehen. Wir verstanden gegenseitig so einiges nicht. Ich telefoniere ziemlich oft nach Malaysia, mit verschiedenen Leuten, und mit 2 ganz besonders häufig. Aber ich merke bei allen, wie schwierig es wird. Ich habe beschlossen, ich rufe nicht mehr an bis ich wieder dort bin. Post ist einfacher. Ich bekomme zum Glück oft Post, schön weit gereiste Post. Fotos und Briefe. Fotos wie alle gemütlich im Coral Forest mit Tiger Beer auf irgendeinem Balkon herumsitzen. Fotos von unseren Chefs verkleidet als Frauen an der Mitarbeiter-Party. Fotos von der Wahl zum „Pangkor Laut sucht den Superstar“. Fotos die mich etwas eifersüchtig machen, und traurig dass ich nicht mehr da bin. Zum Glück steht meist etwas Liebes auf der Rückseite: „Auch wenn du nicht an der Party warst bist du immer noch ein Teil unserer Gruppe. Und die Erinnerungen welche wir geteilt haben sind immer noch bei uns und werden für immer bei uns sein“. Hach… 😉

Ich lasse mich überraschen, ich will gar nichts mehr hören von all dem, was sich verändert hat. (Sogar das Essen in der Kantine!!)

Ich werde es einfach sehen, was sich verändert hat, was geblieben ist, was ich noch habe, und was ich verloren habe…
… noch 19 Tage…


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