Posted by: sinappi | 31 October, 2007

People these days… Vadai essen und Götter malen (und Erinnerungen an den Tempel)

Bald ist Deepavali, das hinduistische Fest des Lichts. Mr Hantu hat vorausgesetzt, dass ich da als Erste irgendwelche Deepavali Grüsse schicken muss. Und mir dann nicht mal genau verraten an welchem Datum das ist. Aber man kann ja alles herausfinden. Also wollte ich so eine kitschige Karte kaufen und nach Malaysia schicken. In der Kaiserpassage schienen aber die meisten indischen Läden muslimisch-indisch zu sein und hatten auch keine Hindu Grusskarten. Aber ich fand ein Geschäft mit ganz vielen Hindu-Göttern im Schaufenster, das gab ja Hoffnung. Im Laden waren mal wieder nur Inder, kam mir schon etwas seltsam vor. Aber ein Verkäufer kam auch gleich auf mich zu und schaute mich an… „you come from…???“. Also erkläre ich was mich als verwirrte Schweizerin in Frankfurt in den indischen Laden treibt. Er war etwas überrascht. „Deepavali greeting card?? People these days don’t send any greeting cards anymore. But you can send an email”. Er erzählte auch noch, dass er letztes Jahr einen ganzen Karton Grusskarten hatte, aber niemand hat die gekauft.

Das kann ich einfach überhaupt nicht verstehen. Was gibt es schöneres als einen richtigen Brief zu bekommen? Am besten noch einen der von weit her kommt, der ganz viele Briefmarken und exotische Stempel auf dem Briefumschlag hat? Oder die Vorfreude, wenn man auf einen Brief wartet und jedes Mal voller Erwartung den Briefkasten öffnen kann? Wie kann man das denn bitte mit E-Mails vergleichen. Und dann auch noch zu Deepavali welches so ein wichtiges Fest ist. Da ist doch eine Karte eher angebracht als eine doof blinkende animierte Kerze im E-Mail Postfach welche dann auch noch per Massenversand an alle möglichen Menschen verschickt wird?

Nein, da bin ich ganz altmodisch und liebe es mir etwas Mühe zu machen und schöne Karten zu verschicken. Also ging ich nach Hause und machte mich an die „Arbeit“. Eine Lord Ganesh Karte sollte es werden. Zwar nicht Mr Hantus Lieblingsgott, aber einer der speziell zu Deepavali angebetet wird und auch sonst sehr beliebt ist. Es ist bestimmt schon Ewigkeiten her seit ich mir solche Mühe gegeben habe etwas zu Zeichnen, haha. Das Resultat war… na ja… befriedigend. Vielleicht präsentiere ich es hier dann wenn wirklich Deepavali ist. Als Abschluss habe ich mich noch an Tamil versucht und „Happy Deepavali“ auf Tamil geschrieben. Die Schrift ist ja so wunderschön, jeder Buchstabe ein Kunstwerk. Ich hoffe mal die können mein Gekritzel „drüben“ entziffern!

Naja, in dem indischen Laden habe ich auch noch Roti Paratha und zu meiner grossen Freude Vadai gefunden! Der Typ an der Kasse wollte mit mir in „irgendeiner“ indischen Sprache reden. Darauf gab es nur meinen (seit Finnland eigentlich nicht mehr benützten) *hä, ich verstehe kein Wort*-Gesichtsausdruck, worauf es dann auf Englisch wieder besser weiterging 😉 Vadai oder Vada ist ein südindisches Gebäck, vergleichbar mit Doughnuts. Aber nicht süss sonder scharf und mit Chilli! Also der perfekte Snack während dem Götterzeichnen! Wir hatten ja einige Hindus die bei uns an der Reception gearbeitet haben. Und die meisten Hindus, falls sie nicht ganz Vegetarier sind, sind immer donnerstags wegen den Gebeten Vegetarier. Und dann habe die donnerstags auch oft Vadai mitgebracht, welche ich dann allen weggegessen habe.

Ach, wenn wir schon bei Hindugebeten bin, erzähle ich auch noch davon. Ich war da ja zum Glück ein paar Mal in den Tempel mitgegangen. Und das erste Mal, als ich dahin wollte, war das auch noch ziemlich abenteuerlich. Durch lange Arbeitszeiten hat es einfach nie geklappt, aber gegen ende meiner Zeit auf Pangkor Laut wollte ich einfach endlich mal an einem Dienstag mitgehen. Am Dienstag werden spezielle Gebete gesprochen, die nur von Frauen ausgeführt werden konnten. Eigentlich wäre ja meine Schicht schon um 15.00 Uhr zu Ende, aber wir sind dann nie fertig, deshalb fragte ich vorsichtshalber einen unserer Manager ob es OK ist, wenn ich um 4 Uhr gehe. Es war OK, und komischerweise wusste der sogar warum ich dann weg wollte.

Es hat schon den ganzen Tag geregnet und war sehr stürmisch und das Meer ziemlich wild, aber ich habe mir nichts dabei gedacht. Also lief ich dann los um das Staff Boat nach Pangkor Island zu nehmen. Am Steg sagte mir die Security ich dürfe nicht auf’s Boot, ich dachte das sei ein Witz. Aber nein, nur Angestellte, die auf Pangkor Island lebten durften das Boot benützen um nach Hause zu gehen, und solche die auf Pangkor Laut wohnen dürfen nicht weg. Es sei zu gefährlich bei diesen Wellen und das Boot könnte evtl. später nicht mehr fahren. Jetzt habe ich mich sooo lange auf diesen Tag gefreut, und hätte später auch nicht mehr so viele Möglichkeiten dazu, und jetzt soll das alles einfach nicht klappen? Ich war so wütend. Die arme Security, ich habe mich total zickig aufgeführt, da ich unbedingt auf das Boot wollte. Ich habe gesagt, ich werde einfach auf das Boot springen, haha, die Security wurde auch ziemlich wütend. Ich habe sie gezwungen nochmals bei den Managern anzurufen. Nichts hat geholfen. Das Boot fuhr los ohne mich. Ich war ja schon fast am heulen haha! Aber das hat dann wohl geholfen! Die Security hat das Boot zurückgeholt und ich durfte mit… auf meine eigene Verantwortung haha. Los ging es durch die Wellen. Haha, die Armen Leute auf dem Boot hatten totale Angst, können ja grösstenteils auch nicht Schwimmen!

Aber wir sind angekommen und ich bin zu Meenachis Haus gelaufen. Meenachis Familie ist so wunderbar! Ich war vorher nur einmal da, aber ihre Schwester hat für mich und für diesen Tag wunderschöne indische Kleidung genäht die auch noch perfekt sass! Dann fuhren wir im strömenden Regen auf dem Roller los zum Tempel. Das Wetter war wirklich grausam, aber Meenachi sagte, dass Regen bedeutet, dass die Götter glücklich sind und sie einem in den Tempel einladen. Am Tempel war jedoch fast niemand. Am Tempel zieht man die Schuhe aus und wäscht sich die Hände und Füsse. Meenachi macht aus einer ausgehöhlten Limone, einer Paste und einem Docht eine Kerze, auf einem Tablett wird das alles noch mit Blüten geschmückt. Das wird zu den Göttern gestellt. Im Tempel hat es überall verschiedene Götterfiguren, man läuft 4-mal um den Tempel herum und betet an all den verschiedenen Göttern. Zum Schluss macht man sich einen Punkt mir gelber und roter wunderbar riechender Paste auf die Stirn. Das war’s dann auch schon. Der Tempel in Pangkor ist zwar sehr klein, aber da er einige sehr mächtige Götterstatuen hat, ist er auch sehr mächtig. Die Götterstatuen werden jeden Tag gewaschen was ein wichtiges Ritual ist.

Wir sind zurück zum Strand gefahren und da war auch schon das Staffboat. Das konnte aber durch den Sturm nicht nahe an den Strand kommen, also musste ich mit meiner wunderschönen Kleidung durchs Wasser und sass dann ganz alleine im Boot. Der Fahrer hatte sogar eine Schwimmweste an und die musste ich dann auch anziehen. Der Fahrer war ziemlich genervt ab mir und hatte wohl mehr Angst als ich, obwohl es wirklich unheimlich wurde, und ich das Gefühl hatte das Boot fällt gleich auseinander und es wurde so viel Wasser wie noch nie hinein gespült. Von allen Seiten vielen dann auch noch die Motorradhelme herunter. Aber wir kamen wieder an, und ich bekam keine freundlichen Blicke von der Security. Dann musste ich noch möglichst unauffällig zurück zum Coral Forest, schliesslich lief ich nicht jeden Tag in nasser indischer Kleidung und über das ganze Gesicht verlaufenen Gebetspunkten durch die Gegend 😉

Huch, ein bisschen viel geworden! Eigentlich sollte es ja nur um’s Briefeschreiben gehen!

(Und nicht immer nur um’s Essen haha! Hier ein unscharfes Bild meiner Vadai’s und ein Teil meiner asiatischen Einkäufe) 😉
Unscharfes Foto meiner Vadai's Ein Teil meiner asiatischen Einkäufe ;)


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